Claude Dittmann, geb. Trautmann

Es war an der Einführungsveranstaltung für Erstsemestler. Ich war früh gekommen, um einen guten Platz zu bekommen, und saß vor meinem Schreibblock, den Stift und das Handy daneben bereit liegend.
Wenige Minuten vor Beginn der Veranstaltung, der Professor war bereits mit den Vorbereitungen des Projektors beschäftigt, sah ich mich im großen Hörsal um. Die meisten Studenten hatten schon einen Platz gefunden, nur wenige Stühle waren noch frei. Da öffnete sich nochmal die Türe und ein weiterer Komilitone trat ein. Er trug seine Tasche lässig unter dem Arm und sein Blick suchte mit einer Mischung aus Hektik und Schüchternheit nach einem freien Platz. Als er sich einige Reihen hinter mir am Rand setzte und in seiner Tasche kramte, erkannte ich sofort sein leises Chaos. Unsere Blicke kreuzten sich und ich bekam eine Gänsehaut, ohne richtig erklären zu können warum.
Während der Veranstaltung schauten wir uns immer wieder an, es war ein warmer, vertrauter Blick, obwohl wir uns zuvor noch nie gesehen hatten. Gerne hätte ich ihn nach der Veranstaltung angesprochen, doch er war wohl schon weg, bis ich meinen Platz verlassen hatte. Ich sah ihn einige Tage lang nicht, bekam ihn aber irgendwie nicht aus dem Kopf: Dieses lächelnde Gesicht, die strubelige Frisur, seine schüchterne, chaotische und doch irgendwie selbstverbundene Art. Er war anders als andere, das hatte ich sofort gespürt.
Als ich ihn dann einige Tage später vor einem Seminar wiedersah, hüpfte mein Herz vor Freude und spontan kamen wir ins Gespräch.
Dieser Komilitone war Jürgen, der auf ganz andere, eigene Weise, aber genauso intensiv von mir berührt worden war bei unserem ersten Blickkontakt. Aus der Freundschaft wurde eine Wohngemeinschaft, in der jeder ein eigenes Zimmer für sich hatte.
Ich merkte schnell, dass Jürgen nicht nur mein Lächeln, sondern auch meine Figur gefiel, besonders meine großen Hinterbacken. Als ich das erste mal beim gemeinsamen Training im Fitnessstudio eine glänzende Trainingshose trug, veränderte sich sein Blick auf mich. Ich wusste nicht genau, was seine Blicke bedeuteten, aber ich spürte, dass es etwas gutes war. Also probierte ich aus, wie er auf welche Kleidung reagierte, spielte mit seinen Reaktionen, und wählte mit der Zeit bewusst die Kleidung, mit denen er mich am meisten zu beachten und zu bewundern schien.
Schließlich bemerkten wir, dass uns die gemeinsame Zeit in der Küche und an der Uni zu wenig für uns war, und so zogen wir in ein gemeinsames Schlafzimmer. Nach der ersten gemeinsamen Nacht waren wir ein romantisches Paar.
Als wir das Studium abgeschlossen hatte und Jürgen die Position des Oberbefehlshabers angeboten wurde, zögerte ich keine Sekunde - es war für mich ganz klar, dass ich ihn begleiten würde, noch bevor er fragte.
Heute bin ich als sein Leitender Oberoffizier stets an seiner Seite, denn meine Aufgabe ist, was ich ohnehin immer schon mit Liebe, Intuition und Einfühlungsvermögen mache: Ihm jeden Wunsch von den Augen ablesen. Die entsprechenden Befehle gebe ich dann an die nachgeordneten Abteilungen weiter und koordiniere die Ausführung. Ich bin froh, dass wir diesen Platz für mich gefunden haben - denn wenn ich auf der Oberbrücke arbeiten müsste, würde ich Jürgen ständig vermissen und könnte mich auf nichts konzentrieren. Und ich bin sicher, ihm ginge es genauso.
Ich bin ganz anders als Jürgen. Wo er überlegt und grübelt, Pläne schmiedet und wieder verwirft, da fühle ich einfach - und liege meist goldrichtig. Meine Intuition ist meine große Stärke. Ich kann auch denken, planen, und handeln sowieso, aber mein Denken und Handeln fängt in der Intuition an und nicht wie bei Jürgen in einer Gedankenwelt, in der Chaos und Struktur immer auf einander treffen und oft in Konflikt stehen. Er sehnt sich nach Antworten. Ich habe sie oft, ohne dass ich die Frage dazu kenne. Das macht uns zu so einem starken Team. Wir machen uns gegenseitig stark und geben uns Halt und Sicherheit. :)
Jürgen hat mich mal gefragt, ob ich nicht der bessere Oberbefehlshaber wäre dank meiner Kraft und Intuition. Doch gerade seine Fähigkeit, im Chaos die Ordnung zu halten und die Größe und Bedeutung auch in den kleinsten Dingen zu sehen, macht ihn zu einem idealen Anführer. Ich würde es gar nicht anders haben wollen, als dem IZS SPACELINE an seiner Seite zu dienen.
Ich bin nicht auf der UMS SPACELINE geboren, sondern in einem Objekt: dem alten grünen Sessel, der noch aus der Urzeit stammt. Dort wuchs ich wohlbehütet in einem harmonischen Elternhaus mit zwei älteren Maskulus-Brüdern als einziges Sapiens-Kind auf. Meine Väter, Rolf als Bibliothekar und Clemens als Lehrer, vermittelten mir die Bedeutung lebenslangen Lernens.
Meine Großmutter Catherine hatte schon lange vor meiner Geburt einen Sitz im Zivilrat, dem Parlament des IZS SPACELINE, inne. Ich besuchte sie oft in Gutenfrère, der 20. Stadt im Schulterbereich der UMS SPACELINE, wo sie lebte und wo auch das Parlament seinen Sitz hat. Dabei durfte ich nicht nur ihre großmütterliche Fürsorge und Liebe erfahren, sondern lernte auch viel über den respektvollen Umgang mit der Meinung und Position anderer, wie er in unserer Welt üblich ist.
All das hat mich geprägt und zu dem Mann gemacht, der ich heute bin.
Geboren bin ich als Claude Trautmann, doch bei unserer Hochzeit habe ich mit Stolz und Liebe den Nachnamen Dittmann angenommen.